Vereinzelt sieht man sie noch: Telefonzellen, eine aussterbende Spezies. „Telefonzellen-Jiu-Jitsu“ jedoch ist und bleibt aktuell.
Darunter versteht man nichts anderes als Selbstverteidigung auf engstem Raum.
Das kann ein Fahrstuhl sein, ein Auto, Bus, Straßenbahn, etc. oder auch eine Menschenmenge.
Zu diesem Thema trafen sich am 21. Februar Jiu-Jitsuka des KBVD zu einem Lehrgang in Kerpen.
Lehrgänge wie der „Telefonzellen“-Lehrgang, sind neben dem wöchentlichen Training willkommene Gelegenheit,
sich auf einzelne Schwerpunkte dieses vielseitigen Selbstverteidigungssystems zu konzentrieren.
Der Referent Knut Stricker aus Düren, 3. Dan Ju-Jutsu, 1. Dan Judo startete mit einem Überblick der Angriffsarten, die auf engem Raum überhaupt vorkommen.
So muss man zwar mit Schlägen aus kürzester Distanz rechnen, in erster Linie jedoch mit sog. Kontakt-Angriffen.
Das sind Umklammerung und Greifen der Handgelenke, der Kleidung oder auch der Griff in die Haare.
Die anschließende Aufwärmung fand dann zur praktischen Einstimmung auf das Thema bereits in drangvoller Enge statt.
Auch im anschließenden Technikteil wurde immer wieder die Bewegungsfreiheit der Teilnehmer eingeschränkt.
Für die Sportler, die quasi „Laborbedingungen“ auf der Judo-Matte gewohnt sind, bedeutet das eine neue Herausforderung.
Mal stand der Verteidiger buchstäblich mit dem Rücken zur Wand, mal wurde er in die Ecke gedrängt oder der Platz war anderweitig eingeschränkt.
Das Besondere an diesem Lehrgang war aber nicht nur der beengte Platz. Alle Abwehren wurden mit sog. Nervendrucktechniken kombiniert.
Wer sich schon mal den Ellbogen angestoßen hat, hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie Nervendrucktechniken wirken können.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich auch die mit 10 Jahren jüngste Teilnehmerin sehr effektiv gegen Erwachsene zur Wehr setzen konnte.
Allerdings ist dazu eine hohe Präzision erforderlich. Die Punkte müssen genau und im richtigen Winkel getroffen werden, um Wirkung zu erzielen.
Immer wieder erklärte und zeigte der Referent geduldig wo die einzelnen Punkte liegen, und wie man sie aktivieren kann ob durch Schlag,
Druck oder einfach nur dadurch, dass man mit den Knöcheln drüber reibt.
Was die Teilnehmer aber auch lernten, ist die Tatsache, dass die Nervendruckpunkte nicht zu 100 % wirken. Laut Referent sind 10 % der Bevölkerung unempfindlich.
Für diese Gruppe sollte man also immer einen Plan B auf Lager haben. Aber das gilt ja eigentlich für jede andere Jiu-Jitsu Technik genauso.
Dafür gibt es dann auch die sog. Weiterführungstechniken.
Am Ende des Lehrgangs hatten die Teilnehmer eine Vielzahl dieser Punkte kennengelernt.
Bleibt jetzt nur noch das auch im regulären Training weiter zu üben und in bekannte Techniken einzubeziehen.
Zum Radiobericht: http://www.ssk-kerpen.de/telefonzellen-jiu-jitsu.htmlText & Bild: Claudia Schröder
Kommentarportal funktioniert doch...
Grüße Klaus